Devolo Home Control – Insellösung mit Potenzial

Alle namenhaften Hersteller versuchen zur Zeit einen Marktanteil im wachsenden Markt der Heimautomatisierung abzugreifen. Smart Home ist in aller Munde.
Die dabei leider häufig gewählten proprietären Lösungen gehen regelmäßig auf Kosten der Kompatibilität und Benutzerfreundlichkeit. So auch bei dem Home Control System mit Wassersensor von Delovo. Doch dazu später mehr.

Hardware:
Die Hardware ist grundsätzlich gut verarbeitet und bietet keinen wirklichen Punkt zur Kritik.

Einzig vielleicht der etwas schief positionierte (übrigens z.Zt. ungenutzte) USB-A Port an der Home Control Zentrale zeugt von einer eher minderwertigen, aber im Moment leider üblichen, Verarbeitungsqualität.


Die mitgelieferten Kabel sind qualitativ in Ordnung und das übrige Zubehör sorgt dafür, dass das System vollständig in Betrieb genommen werden kann. Außer einem Router mit aktiver Internetverbindung, einem freien Ethernet Port und einer Steckdose in der Nähe ist nichts weiter erforderlich.

Einrichtung und Funktion:
Nachdem alles ausgepackt und die Zentrale via Ethernet an einem Switch oder direkt am Router angeschlossen ist kann man mit der Einrichtung beginnen.
Die iOS App ist funktional, aber nicht intuitiv. Das Gleiche gilt für die WebApp. Der gesamte Setup Prozess ist aufwändig gestaltet und ich bin mir sicher, dass jemand der ein Plug&Play System erwartet hat spätestens bei den durchzuführenden Portfreigaben aufgeben wird. Da die Zentrale zwingend auf eine Kommunikation mit zu Hause (Devolo Server) angewiesen ist, müssen die entsprechenden Portfreigaben (Port 123, 2443 und 4433) in der eventuell vorhandenen heimischen Firewall eingerichtet werden. Vorher funktioniert NICHTS. Auch ein Benutzerkonto bei Devolo ist selbstverständlich eine feste Voraussetzung. Im letzten Bild sieht man mal die Kommunikation der Zentrale innerhalb von ca. 4 Tagen. Erstmal nichts aufregendes. Auffällig ist aber, dass anscheinend nichts verschlüsselt wird. Big brother is watching you.


Sobald aber alle Hürden genommen sind läuft alles einwandfrei und das Zubehör (in meinem Fall die Alarmsirene und der Wassermelder) lässt sich nach dem Einrichten der Zentrale problemlos einbinden und alles kann von jedem beliebigen Ort auf der Welt bedient werden. Auch die Benachrichtigung bei einem erkannten Ereignis via Email (und/ oder kostenpflichtiger SMS) funktioniert einwandfrei.
Ganz nett sind die Regeln welche konfiguriert werden können um bestimmte Aktionen bei vordefinierten Abhängigkeiten auszuführen. Mit dem vielfältig optional erhältlichen Zubehör hat man so jede Menge Möglichkeiten sein Haus ein bisschen smarter zu machen.
Nach meinen Tests über mehrere Wochen kann ich sagen, dass das System sehr zuverlässig und stabil funktioniert. Auch hatte ich entgegen meiner anfänglichen Befürchtungen noch keinen Fehlalarm. – Das ist auch gut so, denn die Alarmsirene ist extrem laut und hätte meine Familie nur unnötig in Aufruhr versetzt. Übrigens gestaltet sich das Abschalten im Falle eines Alarms als sehr aufwändig. Es muss die App am Smartphone gestartet werden, sich mit der Zentrale verbunden werden und dann zu guter Letzt noch der richtige Menüpunkt zur Deaktivierung gefunden werden. Das ist bei einem Fehlalarm z.B. weil man den Wassersensor mit der Zunge getestet hat 🙂 sehr lästig und sorgt schnell für ein paar stressige Momente. Daher empfiehlt es sich zumindest während der Konfigurations- und Testphase in den Regeln die Alarmdauer zeitlich zu beschränken damit man den Lärm zur Not auch aussitzen kann.

Verstecktes Features:
1. Wenn ich das richtig verstanden habe kann die Zentrale auch ein d-LAN Netz (Netzwerk über die 230V-Steckdose) aufbauen oder zumindest an einem solchen teilnehmen. Das konnte ich leider nicht testen, da ich keine weiteren Devolo Komponenten habe.
Wichtig zu erwähnen in diesem Zusammenhang ist aber sicherlich, dass die über Ethernet an meinen Switch angeschlossene Home Control Zentrale lediglich eine 100mbit anstatt der heute üblichen 1Gbit Verbindung aufbaut. Aus meiner Sicht macht diese Tatsache jegliche Überlegungen über diese Zentrale eine Erweiterung des Heimnetz aufzubauen hinfällig. Schon eine heute übliche 250mbit DSL Leitung wäre an so angebundenen Endgeräten nicht mehr voll nutzbar.
2. Schon beim Auspacken ist mir der kleine federbelastete Schalter an der Rückseite des Wassersensors aufgefallen. (siehe Bild)

Dieser ist nicht, wie man auf den ersten Blick denken könnte, ein Kontaktschalter der die korrekte Befestigung zur Wand kontrolliert (Totmannschalter) sondern dient zum Reset des Sensors. Mehrfach hintereinander schnell betätigt und ein Reset wird durchgeführt. Warum er so aufgebaut ist, ist mir ein Rätsel.
3. Bei der Alarmauslösung gibt es nicht nur ein akustisches und optisches Signal an der Alarmsirene, sondern es wird auch eine rote LED an dem auslösenden Sensor aktiviert. So kann man ohne eine Benachrichtigung zu lesen oder in die App zu schauen schnell feststellen welcher Sensor den Alarm ausgelöst hat.

Kommen wir nun noch kurz zur Kompatibilität:
Wie bereits eingangs erwähnt setzt auch leider Devolo mit diesem System zur Heimautomatisierung auf eine proprietäre Lösung. In diesem Fall bedeutet das einen unüblichen Funkstandard über den das Zubehör mit der Zentrale kommuniziert (Z-Wave) und keine Möglichkeit das System in z.B. Apple HomeKit einzubinden.
Für Einsteiger in die Welt der Heimautomatisierung sicherlich kein großer Nachteil, man muss nur darauf achten ausschließlich Zubehör von Devolo zu kaufen.
Wer aber bereits über Komponenten von z.B. Elgato, Philips Hue etc. verfügt hat nur sehr limitierte (bei Philips Hue) bis gar keine Möglichkeiten alles zusammenzufassen und von einer Stelle aus zu bedienen. So muss man im Alltag ständig zwischen den unterschiedlichen Bedienoberflächen umher springen. Leichter wird das Leben dadurch nicht und das vermeintliche smarte Zuhause wird plötzlich immer wartungsintensiver und zum digitalen Zeitfresser.

Fazit:
Kaufempfehlung für Menschen die komplett neu in dem Thema Smart Home sind und noch keine Komponenten anderer Hersteller verwenden – trotzdem aber ein wenig technisches Verständnis haben. Auch sollte man eine lockere Einstellung zum Thema Cyber Security haben. Wer gerne Apples HomeKit und damit verbundene Produkte anderer Hersteller parallel nutzen möchte schaut sich besser noch nach Alternativen um.

Hier noch der Amazon Link zum Produkt:
Devolo Home Control mit Wassersensor

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