Shark IQ Self-Empty – Ein Saug-Roboter in Entwicklung

Shark IQ Beitragsbild

Ich stand diesen kleinen automatisierten Haushaltshelfern immer skeptisch gegenüber. Der Wartungs- und Betreuungsaufwand verbunden mit der längeren Reinigungszeit im Vergleich zum manuellen Staubsaugen stand für mich in keinem Verhältnis. Dazu kommt noch der auf den ersten Blick sehr hohe Preis für den Shark IQ Self Empty Saug-Roboter – Ein Saug-Roboter in Entwicklung.

Spoiler: So ganz kann auch dieses Gerät meine Bedenken nicht aus der Welt schaffen.

Fangen wir erstmal mit den tatsächlich positiven Dingen an

Die Verpackung ist so weit es geht umweltfreundlich gestaltet und verzichtet weitestgehend auf Plastik. Der Aufbau und die Inbetriebnahme ging verblüffend zügig von der Hand und hat nichtmal 10 Minuten gedauert.

Ein paar Aufkleber abziehen, Basisstation platzieren (die benötigt VIEL Platz), Strom dran, Sharky auf die Station stellen, ein bisschen WLAN und App Setup, fertig.

Theoretisch ist das Gerät out of the box einsatzbereit und hatte in meinem Fall ca. 35% Akku Kapazität. Es ist aber empfehlenswert R2D2 erstmal eine Weile laden zu lassen (ca. 6h) um den ersten Reinigungsvorgang nicht frühzeitig wegen leerem Tank abbrechen zu müssen.

Nun kommen ein paar Dinge die jeder für sich bewerten muss, ob sie relevant sind

Während der Einrichtung ist es zwingend erforderlich eine WLAN Verbindung mit aktiver Internetanbindung herzustellen. Um das tun zu können muss sich das Gerät mit dem man Sharky einrichten möchte (i.d.R. ein Smartphone) in dem gleichen WLAN Netzwerk befinden in dem der kleine Roboter zukünftig kommunizieren soll.

In meinem Fall gab es hier bereits ein erstes Problem, da sich bei mir aus Kontrollgründen sämtliche IoT Geräte in einem separatem VLAN (also eigenem IP Adressbereich) mit eigenem WLAN befinden. Mein Smartphone funkt in einem anderen WLAN und kommuniziert über ein anderes VLAN. Ein kurzer Wechsel ins entsprechende Netz behob das Problem aber schnell.

Diese Thematik sollte für alle Benutzer einer Fritz!Box o.ä. nicht von Relevanz sein und ist eher ein individuelles Problem.

In diesem Zusammenhang muss man natürlich auch erwähnen, dass es zwingend erforderlich ist ein Benutzerkonto einzurichten. Das bedeutet natürlich, dass das Gerät quasi unbrauchbar wird, sollte der Hersteller den Support einstellen oder aufhören zu existieren. Aber diese Gefahr ist ja mittlerweile Standard. 

Sein Kommunikationsverhalten

Um ein Gefühl dafür zu bekommen wieviel der kleine Shark IQ tatsächlich in die große weite Internetwelt trötet (immerhin ist in dem Gerät auch eine Kamera verbaut) habe ich nach ca. einer Woche täglicher Nutzung mal den Traffic ausgewertet. Entwarnung. Zumindest Videostreams stellt Sharky nicht online. Dafür sind 70mb pro Woche einfach zu wenig.

Traffic des Shark IQ in ca. 1 Woche

Hierbei wird es sich überwiegend um den Download der deutschen Sprachdateien (ja, das Ding kann zumindest für die Einrichtung sprechen) sowie kurze Updates der Analysedaten an den Hersteller handeln. Der wird so wahrscheinlich hoffen seine Flotte zukünftig stetig mittels Kundenupdates verbessern zu können. Zusätzlich werden wohl die Kartographiedaten zur Berechnung hochgeladen mittels derer Sharky immer besser in seinem neuen Zuhause navigieren kann. Big Brother kennt definitiv deinen Grundriss.

Mit sowas muss man sich abfinden, wenn man „intelligente“ Geräte in seinem Haushalt hält.

Ein Punkt der mich echt stört. Die iOS App.

So toll es auch ist, dass der Grundriss in der iOS App dargestellt wird. Es ist einfach nicht möglich Räume zuverlässig zuzuweisen. Hat man sie in der Karte markiert und die Karte gespeichert, wird beim Start des Reinigungsvorgangs eine Auswahl angezeigt. Man kann dann einzelne Räume auswählen und beispielsweise nur den Flur reinigen lassen. Das funktioniert aber nicht! Sharky ignoriert diese Auswahl und macht einfach immer alles sauber. Nur eine von mir definierte No-Go-Zone zum Schutz unseres Hundes wurde ca. 24h nach Festlegung endlich berücksichtigt.

Sowas nervt einfach nur und ist einzig auf die schlechte App zurückzuführen. Bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass der Hersteller hier zukünftig ohne großen Aufwand nachbessern kann.

Reden wir mal über den eigentlichen Zweck von Sharky. Dem Reinigen.

Das kann er.

Bei uns sogar trotz Golden Retriever, der gerade auf Sommerfell updated, sehr gut.

Das Teil kommt fast überall hin und holt Staub aus den entlegensten Ecken. Dabei folgt er einem halbwegs nachvollziehbarem Muster und bewegt sich nach ein paar Durchgängen systematisch durch die gesamte Etage – übrigens dank Absturzsensoren auch ohne dabei die Treffe hinunterzufallen. Zusätzlich kann man mit den im Lieferumfang enthaltenen Magnetklebestreifen manuell No-Go-Zonen abstecken die zuverlässig berücksichtigt werden.

Der Shark IQ im Einsatz

Hat man in der App festgelegt, dass es ihm erlaubt ist eine Zwischenentleerung seines Staubspeichers in seiner Basisstation durchzuführen, fährt er regelmäßig alle 30 min (angekündigt durch einen Signalton) nach Hause und verrichtet seine Notdurft in seine ganz private Toilette. Sharky verfügt übrigens über keinen Füllstandssensor! Solle er also voll sein ist es ihm egal und er überfrisst sich einfach. Gerade mit Tieren im Haushalt macht es also Sinn die Toilettenplanung für ihn zu übernehmen. Ist es zu Hause immer so dreckig, dass auch der 30 Minuten Intervall nicht passt… hat man Pech.

Die Basisstation

Für besonders große Etagen kann man ihm auch sagen während der Reinigung regelmäßige Pausen einzulegen um seinen Akku aufzufrischen. Ist diese Funktion aktiviert fährt er bei ca. 55% Restkapazität an die Basis und lädt ein paar Stunden. Danach macht er weiter wo er aufgehört hat.

Da sein Einsatzbereich bei uns nur ca. 45qm groß ist habe ich es nicht aktiviert. Anstatt 54 Minuten würde er dann mehrer Stunden für einen kompletten Reinigungsdurchlauf benötigen, da er ganz knapp die kritische Grenze von 55% unterschreitet. Hier muss man also genau hinschauen was für eine Einstellung individuell am besten passt.

Der Reinigungsvorgang selbst ist weitestgehend unspektakulär und findet in einer noch auszuhaltenden Geräuschkulisse statt. Auf Teppichen ist er angenehm leise unterwegs und auf Hartböden durch seine Bürstengeometrie etwas lauter.

Lautstärkevergleich bei der Reinigung von Hartböden und Teppichböden

Er wird damit beworben auch besonders gut für Haushalte mit Tieren geeignet zu sein. Jeder der einen langhaarigen Hund hat weiß aber, dass alle Gegenstände mit rotierenden Komponenten in bodennähe früher oder später Wartungsarbeiten erforderlich machen. Sharky ist hier keine Ausnahme und das habe ich auch nicht erwartet. Das ist ein Werbeslogan erdacht von haarlosen Wesen auf einem weit entfernten Planeten.

Hat man sich eingelebt und aneinander gewöhnt kann man durchaus mit Sharky zusammenarbeiten. Sharky saugt das Erdgeschoss während man selbst in einer anderen Etage reinigt. Nachdem Sharky fertig ist kann man auch schon wischen. Cool!

Beachten muss man auch, dass eine Reinigung nicht im Dunklen stattfinden kann. Durch seine kamerabasierte Navigation ist Sharky stets auf Licht angewiesen. Er versucht es zwar auch im Dunklen – kann aber dann schonmal verloren gehen.

Interessant ist übrigens, dass das Einzige was nach einem Reinigungsvorgang staubig ist, Sharky selbst ist. 🙂
Das Gehäuse ist ein unglaublicher Staubmagnet und sieht innerhalb kürzester Zeit verwahrlost aus.

Gibt es schon Reinigungsroboter für Reinigungsroboter?

Fazit

Wie eingangs bereits angedeutet denke ich, dass wir uns immer noch in einer sehr frühen Evolutionsstufe der automatisierten Haushaltshelfer befinden.

Auch wenn der Shark IQ einen wiedererwartend echt guten Job macht fühlt sich das Gesamt-Benutzererlebnis immer noch nicht so ganz rund an.

Man muss noch regelmäßig an zu viele Dinge denken (z.B. Vorhänge und Kabel hoch hängen oder Haustiere in Sicherheit bringen) damit man zuverlässig gute Ergebnisse bekommt.

Im Grunde sind die Geräte nach wie vor nicht „smart“ im eigentlichen Sinne, sondern arbeiten einfach nur mehr oder minder geschickt codierte Kommandozeilen ab. In einer so dynamischen Umgebung wie einem Haushalt mit Kind und Hund gibt es aber eine unglaublich hohe Anzahl an Situationen die ein unter Zeitdruck zusammencodierter Sourcecode einfach nicht abfangen kann.

So wird es immer den Moment geben in dem man denkt: „Mein Gott ist das Ding blöd“. Daran wird sich auch so schnell nichts ändern.

Richtig eingesetzt, unter Berücksichtigung der zur Zeit noch existierenden technischen Grenzen, kann so ein kleiner Sharky aber tatsächlich eine Hilfe im Haushalt sein!

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