Lange Zeit habe ich zur Überwachung meiner Ubiquiti UniFi Netzwerkkomponenten den UniFi CloudKey der ersten Generation (aber schon mit USB-C) verwendet.
Er war eher häßlich und besaß bis auf eine kleine, durch den weißen Kunststoff durchscheinende, Status LED keinerlei Anzeigemöglichkeiten. Ein weiterer, für mich sehr gravierender, Kritikpunkt war das ständige Aufhängen der Software. Ganz besonders zuverlässig hing sich das gesamte System nach dem Unterbrechen der Spannungsversorgung auf. Häufig half dann nur noch der Reset und das Einspielen eines Backups. Das Prozedere integrierte ich bald in meine wöchentliche Todo Liste. Äußerst ermüdend und heutzutage eigentlich völlig überflüssig.
Offenbar dachten sich das auch die Ingenieure von Ubiquiti!
Mit der 2. Generation ihres UniFi CloudKey und dem hier rezensierten UnFi CloudKey Gen2 plus haben sie wirklich alles besser gemacht was vorher „weniger“ gut war.
Aber der Reihe nach. Hier mein Bericht nach 4 Monaten Dauertest.
Die Hardware:
Schon beim Auspacken aus der Apple-Style Verpackung merkt man, dass man etwas gekauft hat was den Anspruch hat zu funktionieren und zu gefallen. Das Alugehäuse wirkt wertig und der verwendete schwarz glänzende Kunststoff nicht ganz so billig. Auch wenn, besonders deutlich in der Frontblende der Schublade für die HDD zu sehen, sogenannten Sink Marks* deutlich im Gegenlicht zu sehen sind, macht das ganze noch einen ordentlichen Eindruck. Aber lassen wir die Kirche mal im Dorf – Es ist eine Netzwerkkomponente kein Kunstwerk.
*(Einfallstellen im Kunststoff an Stellen die auf der Rückseite durch dickeres Material verstärkt sind. Sowas passiert beim Spritzen der Teile während der Produktion und ist recht aufwändig zu verbessern)
Zum Thema Wärmeentwicklung: Das Gerät ist passiv gekühlt. Das heißt es verfügt über keinen sich drehenden Lüfter, sondern benutzt sein Alugehäuse als Kühlkörper mit dessen Hilfe es die Wärme an die Umgebung abgibt. Also ja, das Gehäuse des CloudKey wird im Betrieb recht warm. Und das ist auch völlig ok. Eine Prozessortemperatur von ca. 50 °C ist normal und auch gut so. Dafür ist das Gerät flüsterleise.
Um der Luft ein wenig mehr Angriffsfläche zu bieten habe ich noch vier kleine Gummifüßchen an der Unterseite des CloudKey angebracht. So wird nun auch die Unterseite von Luft umströmt. Neben einer etwas besseren Wärmeabfuhr konnte ich so auch die Vibrationsgeräusche der 1TB Festplatte verringern. – Die Vibrationen sind ohne diese Maßnahme übrigens ausreichend gewesen das Gerät mit der Zeit etwas wandern zu lassen. Der CloudKey stand über Nacht stets leicht verdreht.
Ein Aufrüsten der Festplatte ist kein Problem. Bis zu 5TB HDDs im 2,5 Zoll Format sind laut Hersteller möglich. Auch SSDs sollen kein Thema sein und UniFi Protect einen Turbo in Sachen Ansprechverhalten und Zugriffszeiten auf das Videomaterial verleihen. Aber Achtung: Nicht jede Platte läuft im CloudKey.
Großartig ist, dass nun ein kleiner Akku in das Gerät integriert wurde der wie eine USV funktioniert. Sobald die Spannungsversorgung (ob über Netzteil am USB-C Port oder über PoE vom Switch) getrennt wird hat der CloudKey noch genug Reserven im Akku um sauber herunterzufahren. Sobald wieder eine Spannungsversorgung hergestellt ist fährt er selbstständig wieder hoch und läuft ganz normal weiter als wäre nichts gewesen. Das hört sich trivial an. Aber jeder der die erste Generation des CloudKey hatte wird diese Neuerung sicherlich genauso feiern wie ich! Denn das bedeutet endlich keine Backups mehr einspielen zu müssen sobald man mal aus Versehen das Netzwerkkabel zieht, oder das Firmware Update vom Switch zu früh gestartet hat. Wow.
Abgerundet wird das neue Design von dem nun endlich vorhandenen Display an der Vorderseite des CloudKey. Hier werden einem im Wechsel drei verschiedene Statusanzeigen eingeblendet: Die Netzwerkadresse und der Name des Gerätes, der SDN (Controller) Status und der UniFi Protect Status. Leider hat man zur Zeit keinerlei Möglichkeiten die Anzeige anzupassen oder auszuschalten oder auf den Inhalt Einfluß zu nehmen.
Die Software:
Kurz, die Software ist genial. Auf dem CloudKey Gen2 plus ist der UniFi SDN Controller und UniFi Protect vorinstalliert.
Der UniFi SDN Controller läuft bei mir in Firmeware Version 5.10.26 und ist großartig. Ich verwalte darüber ein recht kleines Heimnetz mit 3 Switches, 1 AP AC Pro und dem USG 3P. Mit der Zeit habe ich fast alle Features die das System so bietet mal ausgetestet und bin jedes mal wieder auf Neue von dem Konzept begeistert die Verwaltung aller Geräte einer eigenen Komponente (–> CloudKey) zu überlassen. Wo man bei anderen Systemen umständlich jede IP von jedem Gerät einzeln aufrufen und die Einstellungen mühsam vornehmen und organisieren muss macht man bei UniFi alles zentral an einer Stelle. Alle anderen Geräte werden im Hintergrund provisioniert und hinterher läuft einfach alles. Mit dem CloudKey (auch schon mit der alten Version) ist es übrigens auch möglich ein Gastportal mit Voucher Funktion einzurichten. Für den Privatgebrauch vielleicht etwas übertrieben, aber bei Partys doch manchmal recht nützlich. 🙂
UniFi Protect (bei mir Version 1.11.3) ist exklusiv nur auf dem CloudKey Gen2 plus (nicht auf dem ohne „plus“) verfügbar. Damit lassen sich bis zu 20 Überwachungskameras der UniFi Serie einbinden und verwalten. Ich nutze zur Zeit drei UniFi G3 flex zur Überwachung meines Grundstücks. Das System ist klasse.
Das Einbinden der Kameras war kinderleicht und die Software wird regelmäßig aktualisiert und um Features erweitert. Manche Dinge haben noch einen leichten Beta Beigeschmack, aber aus Erfahrung der letzten 4 Monate bin ich mir sicher, dass sich das bald ändert. Wichtig zu wissen ist, dass sämtliches aufgenommenes Videomaterial lokal auf dem CloudKey gespeichert wird. Nicht wie bei vielen anderen Anbietern wo ein Abo für Cloud Speicher abgeschlossen werden muss. Beim CloudKey bedeutet „Cloud“ nur, dass man das System auf Wunsch über die sichere UniFi Cloud von überall auf der Welt erreichen und so auch immer sehen kann was am überwachten Ort los ist.
Wenn man das nicht will, muss man das nicht aktivieren. Schließlich bietet das UniFi USG auch einen einfach einzurichtenden VPN Zugang mit dem genau das auch möglich ist. Ganz ohne Cloud und fremde Server.
Der Speicherplatz der werksseitig verbauten 1TB HDD von Toshiba reicht übrigens bei Einbindung von drei Kameras für die Aufzeichnung von ca. zwei Wochen Videomaterial in voller 1080p Auflösung bei 25fps und einer Bitrate von 6000Kbps.
Wer mehr Aufzeichnen will hat die Möglichkeit eine bis zu 5TB große 2,5 Zoll Platte nachzurüsten.
In den Mikro SD Karten Slot oberhalb des LAN Ports habe ich noch eine 32GB SD Karte eingesetzt. Auf ihr werden alle Backups gespeichert sowie der Endgeräte-Datenverlauf.
Das System ist bei mir in keinster Weise ausgelastet. Der 2.0 GHz Achtkern Prozessor wird bei mir stets nur zu unter 10% gebraucht und die 3GB Arbeitsspeicher nur zu 50%. Ein gutes Gefühl Reserven zu haben.
Was mir nicht gefällt:
1. Der Preis. Er ist verdammt hoch für etwas das ohne noch weitere Komponenten des Systems zu besitzen zu nichts zu gebrauchen ist. Das reißt ein heftiges Loch in die Argumentationskette mit der/ dem Liebsten.
2. Die Backup Strategie von UniFi Protect. Der Austausch einer defekten Kamera hat mich mal ein paar Stunden gekostet da die Backup Strategie für mich nicht schlüssig war. Das Ende vom Lied war, dass ich jede einzelne Kamera mit der „Leitermethode“ vor Ort resetten musste um sie neu an das System anzulernen. Ich hoffe auf ein Update was dieses Problem adressiert.
Fazit:
Klare Kaufempfehlung für jeden der Spaß an funktionierender Technik hat. Für die Privatperson vielleicht etwas übertrieben… aber eigentlich auch nicht. 🙂
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